GEOGRAPHIE
Kreta liegt 160 Kilometer südlich des griechischen Festlands. Sie ist die größte griechische Insel und nach Zypern die zweitgrößte des östlichen Mittelmeeres. Die Insel hat eine gestreckte Form, sie misst in Ost-West-Richtung über 260 Kilometer bei einer Breite von 60 Kilometern. An ihrer schmalsten Stelle (bei Ierapetra) ist Kreta 12 Kilometer breit. Die Entfernung zu Afrika beträgt 300 Kilometer, zu Asien 175 Kilometer und zum europäischen Festland 100 Kilometer.
Die Insel bedeckt eine Fläche von ca. 8.261 Quadratkilometern, ihre Küstenlinie ist ca. 1.066 Kilometer lang. Das Meer im Norden wird Kretisches Meer genannt, das im Süden Lybisches Meer und Kretas Ostende erstreckt sich in das sogenannte Karpathische Meer.
LANDSCHAFT
Kreta wird von vier mächtigen Gebirgsmassiven beherrscht. Im Westen liegen die Weißen Berge (Levka Ori), die im Winter in leuchtendem Weiß von Schnee und im Sommer von Geröll scheinen: Diese zeichnen sich durch ihre wilde Schönheit aus. Zentralkreta wird durch das Ida-Gebirge (Oros Idi) bestimmt. Der höchste Berg Kretas ist der Psiloritis, der mit 2.456 Metern höher als der St. Gotthard ist.
Im östlichen Mittelkreta liegt das Lassithi-Gebirge, das auch als Dikti-Massiv bekannt ist, außerdem liegt das niedrige, bläulich schimmernde Sitia-Gebirge ganz im Osten der Insel. Bei Iraklion liegt der Berg Juchtas. Laut Legende stellt er das Haupt des schlafenden Zeus dar.
Die größte und fruchtbarste Tiefebene im Süden ist die Messara-Ebene. In Römischer Zeit versorgte diese sogar die Stadt Rom mit Getreide und wurde daher auch als „Kornkammer“ bezeichnet. Die kretischen Hochebenen wirken inmitten der kahlen Gebirgsmassive wie grüne Oasen. Das umfangreichste und reizvollste ist das Lassithi-Plateau, das früher wegen seiner unzähligen Windmühlen bekannt war: Diese dienten zur Be- und Entwässerung, heute stehen sie allerdings still und es werden Elektropumpen verwendet.
Weltberühmt sind Kretas Schluchten. Die gewaltigste ist die 18 km lange Samaria-Schlucht im Gebiet der Weißen Berge. Obwohl im Gebirge klare, kräftige Quellen sprudeln, ist die Wasserversorgung auf Kreta ein Problem. Bitte denken Sie daran, wenn die Wasserversorgung Ihres Hotels einmal nicht ausreichen sollte. Westlich von Rethymnon liegt der einzige natürliche Süßwassersee Kretas, der Kournas-See. Er fasziniert durch seine malerische Lage in den Bergen und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Kreta bezaubert nicht nur durch Sandstrände, sondern auch durch seine wilden und reizvollen Küsten. Während diese im Norden sanft geschwungen und durch Buchten und Halbinseln gegliedert sind, gibt es im Süden hingegen schroffe Steilküsten, die teilweise nur vom Meer aus zugänglich sind.
Daher liegen außer Ierapetra alle größeren Städte wie Iraklion, Rethymnon, Chania, Aghios Nikolaos, Sitia und Kastelli an der Nordküste. Hier konzentriert sich wegen der schöneren Sandstrände und besseren Verkehrsbedingungen auch der Fremdenverkehr.
FLORA
Der karge Eindruck Kretas täuscht. Der am meisten verbreitete Baum ist die Aleppokiefer, die als Lieferant für den Harz des Retsina-Weines dient. Es gibt außerdem Ahorn, Zypressen, Tannen, Platanen, Dattelpalmen, Johannisbrotbäume sowie baumartige Wacholdersorten.
Bei den Kulturpflanzen überwiegt mit ca. 15 Millionen Exemplaren der Olivenbaum. Daneben gibt es Kirschen, Mandeln, Orangen, Mandarinen, Zitronen, Feigen, Granatäpfel und bei Malia sogar Bananen. Südlich von Iraklion liegt das Zentrum des Weinanbaus. In der Messara-Ebene und bei Ierapetra werden in Gewächshäusern vorwiegend Gurken, Tomaten sowie Wasser- und Zuckermelonen gezüchtet. Hülsenfrüchte, Getreide und Kartoffeln werden in der Messara-Ebene und auf den nördlichen Hochebenen angebaut. Auch mit Blumenzucht beschäftigt man sich an der Nordküste intensiv.
FAUNA
Auf Kreta gab es früher eine reiche Tierwelt, jedoch kaum gefährliche Tiere, da Zeus diese laut der Mythologie von seiner Insel verbannt hat.
An kleinerem Getier findet man Eidechsen, Geckos und Nattern. Giftschlangen gibt es keine auf der Insel. Die kretischen Skorpionarten können stechen, die Stiche sind aber nicht tödlich. Es gibt zahlreiche Insekten. Im Sommer ist die Luft erfüllt vom Zirpen der Zikaden. Die Belästigung durch Fliegen und Mücken ist vergleichsweise hoch. Die Bienenstöcke der Bauern sollte man tunlichst meiden.
Fische gibt es nur noch wenige in den Gewässern um Kreta, da die gesamte Ägäis heute ziemlich fischarm ist. Dies ist u. a. auf die Überfischung zurückzuführen. Dennoch kann man davon ausgehen, dass der Fisch, der auf der Speisekarte offeriert wird, meist auch in Küstennähe gefangen wurde. Aufgrund der Fischarmut sind Fischgerichte meist etwas teurer.
Für viele Zugvogelarten ist Kreta im Frühjahr und im Herbst eine Zwischenstation. Ganzjährig findet man heimische Singvogelarten sowie Greifvögel wie z. B. Geier, Adler, Falken und Bussarde.
Als Nutztiere werden Schafe und Ziegen gehalten. Diese sind nicht nur als Fleischlieferanten wichtig, sondern auch für die Milch- und Käseproduktion. Die Wolle wird in den Dörfern traditionell zu farbenfrohen Teppichen und anderen Produkten verarbeitet.
Ländliche Transportmittel sind immer noch Esel und Maultier. Die vom Aussterben bedrohte Wildziege „Kri-Kri“ lebt heute nur noch in den Naturschutzgebieten, der Samaria-Schlucht und auf der Kreta vorgelagerten Insel Dia.
DIE BEVÖLKERUNG
Das äußere Erscheinungsbild der Kreter ist sehr vielfältig, denn die Besetzer aus Kleinasien und Mitteleuropa haben auch in den unterschiedlichen Typen der Menschen ihre Spuren hinterlassen. So gibt es sowohl feingliedrige, dunkelhaarige als auch große, blonde und blauäugige Kreter.
Trotz des so unterschiedlichen Aussehens der Bevölkerung kann man aber von einem Nationalcharakter sprechen: So zeigt der Kreter die allen Griechen gemeinsamen Wesenszüge wie z. B. großen Individualismus, Familiensinn, Freude am Spiel und an Geselligkeit, Interesse an politischen Diskussionen, Gastfreundschaft, eine immer wache Neugier und den intensiven Genuss des Augenblicks.
All dies lebt der Kreter nur allzu gerne im Kafenion (griechisches Kaffeehaus) aus. Es wird fast ausschließlich von Männern besucht und ist für Frauen so gut wie tabu. Doch sind viele der genannten Eigenschaften beim Kreter ins Überdimensionale gesteigert. Besonders leidenschaftlich ist sein Freiheitsdrang. Gaitanides, deutscher Schriftsteller griechischer Abstammung, skizziert die Wesenszüge des Kreters wie folgt:
„Alles ist heißer auf dieser Insel: Wort, Lied und Tanz, Liebe und Hass, das Fühlen und Denken, auch die Politik. Kurz: der Kreter ist für Hellas, was der Korse für Frankreich – er ist der Supergrieche. Alle Eigenschaften des Griechenvolkes steigert er zu ihrem Äußersten, seine Tugenden und Laster, im Guten wie im Bösen. Kein besserer Freund als er, kein schlimmerer Feind.“
Der Kreter, der einerseits auf die leiseste Kritik empfindlich reagiert, andererseits an seinem Mitmenschen meist kein heiles Haar lässt, hat das Gefühl, mehr wert zu sein als die übrigen Griechen zusammen. Zumindest verbal ist er überzeugt, alle Probleme lösen zu können, denn was die Realität nicht kann, schafft die Phantasie.
Wie der Grieche kennt der Kreter keine Ressentiments gegen Ausländer. Den Fremden und den Gast bezeichnet er mit demselben Wort – Xenos. Für den Deutschen, dem alles Fremde zunächst suspekt erscheint, kann es beeindruckend sein, mit welcher Weltoffenheit der Kreter den ihm völlig Unbekannten empfängt.
Eventuelle Verständigungsschwierigkeiten sollten Sie nicht davon abhalten, eine Einladung zum Kaffee oder Schnaps anzunehmen. Meist wird sich sehr bald jemand gefunden haben, der etwas Deutsch oder Englisch versteht. Eine Einladung zurückzuweisen gilt oft als grobe Unhöflichkeit. Man wird sie mit entwaffnender Ungeniertheit nach Ihren persönlichsten Lebensumständen ausfragen, denn in Griechenland gilt es auch als unhöflich, sich nicht nach dem Privatleben des Gesprächspartners zu erkundigen. Das Leben der Kreter wird, wie das der Griechen allgemein, stark durch die Familie bestimmt, deren Erfordernissen sich jeder Einzelne bedingungslos unterwirft.
Griechische Mentalität
Vieles sieht man anders als bei uns, so lügt man z. B. nicht, man sieht die Wahrheit nur durch eine andere Brille. Der Stolz und die Gastfreundschaft verbietet es, einem Fremden mit „Nein“ zu antworten. Die Antwort auf eine Bitte ist daher immer „Ja“. Einen Augenblick glaubt der Grieche auch daran, vergisst es dann aber einen Moment später auch wieder.
Eines der am häufigsten gebrauchten Worte ist „siga – siga“, das heißt langsam. Diese Lebensauffassung kann man anschaulich überall beobachten:
- Zwei Autofahrer können den Verkehr blockieren, weil sie sich lange nicht gesehen haben und unbedingt ihrer Wiedersehensfreude durch die Autofenster mit viel Mimik und Gestik Ausdruck geben müssen.
- Busse können mit Verspätung abfahren, weil der Busfahrer noch schnell seine Zeitung kaufen muss. Er wartet aber auch, wenn Sie Ihre noch kaufen wollen.
- Es kann sogar vorkommen, dass die Autofähre beim Auslaufen noch einmal wendet, weil ein Nachzügler verzweifelt am Kai hupt.
Das sind nur ein paar Beispiele aus dem Alltag Ihrer Gastgeber.
WIRTSCHAFT
In den vergangenen Jahren ist Kreta wirtschaftlich aufgeblüht. Bodenschätze gibt es zwar nicht, doch durch das Wachstum der Industrie bei Iraklion und Chania kann sich Kreta heute auf dem Wirtschaftsmarkt behaupten.
Auf Kreta leben die Einwohner zu ca. 15 Prozent von der Industrie, zu 60 bis 70 Prozent von der Landwirtschaft und zu 30 Prozent vom Tourismus. Die Baustoffindustrie spielt hier eine wichtige Rolle: Steinbrüche, Zementwerke, Sand- und Kalkgewinnung werfen Profit ab. Einheimische Produkte wie Oliven, Öl, Trauben, Wein sowie Obst und Gemüse werden zum größten Teil exportiert. Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus wird von Jahr zu Jahr wichtiger, da kaum ein anderer Wirtschaftszweig derartig viele Arbeitsplätze bietet.
SITTEN UND BRÄUCHE
Die Griechen sind sich ihres reichen historischen und kulturellen Erbes sehr bewusst. Traditionen und Gebräuche variieren regional, aber eine nationale Einheit macht sich überall bemerkbar. Die griechisch-orthodoxe Kirche übt besonders in den ländlichen Gegenden einen starken Einfluss aus. Das Zurückwerfen des Kopfes bedeutet »Nein«. Freizeitkleidung (Shorts, kurze Röcke etc.) ist, vor allem bei einem Besuch von Kirchen, Klöstern Ausgrabungsstätten oder sonstigen kulturhistorischen Stätten, nicht angemessen. Bitte betreten Sie diese nicht in Badebekleidung.
Feste auf Kreta
- Sonntag nach Ostern: Gottesdienst in der Höhle von Mílatos, anschließend kostenlose Bewirtung der Gäste und Folklore auf dem Dorfplatz am Meer.
- 21. Mai: Kirchweihfest mit Musik und Tanz in Gra Ligiá bei Ierápetra.
- 25. März: Nationalfeiertag - Bei den Paraden tragen Schulkinder oft Trachten.
- Juni: Zum Schuljahresabschluss führen Schüler von Tanzschulen im Stadttheater an mehreren Abenden Folkloretänze vor.
- Juli-September: Renaissancefestival in Réthimno. Das programmatisch anspruchsvollste Festival Kretas bietet Vorträge, Theater und Konzerte, die fast ausschließlich einen Bezug zur Blütezeit der Stadt während der Renaissance ausweisen. Der bevorzugte Veranstaltungsort ist das moderne Amphitheater in der Fortézza von Réthimno (Anfang Jul.–Mitte Sept.).
- Anfang August: Gemeindefestival in Anógia mit viel beachteten Wettbewerben für Lyra, traditionellen Gesang und kretischen Tanz
- 14. und 15. August: Kirchweihfeste mit viel Musik und Tanz sowie Volksfest auf dem Dorfplatz in fast allen kretischen Ortschaften.
- 15.–30. August: Kulturfestival in Kritsá bei Ágios Nikólaos mit Theater, Tanz und Folkloreabenden.
- 25. August: Ágios Títos - Große Prozession mit der Schädelreliquie des hl. Titus durch Iráklio.
- 7. Oktober: Kirchweihfest im Kloster Guvernétu auf der Akrotíri-Halbinsel bei Chaniá mit einer Prozession vom Kloster zur Höhle, in der dann ein Festgottesdienst stattfindet.